Pröksens halbierte Spiegel-Analyse zur Klimakrise

Hallo Herr Pörksen, hallo Spiegel-Redaktion,

Vielen Dank für Ihre Analyse der Klimaberichterstattung des Spiegel! Trotz aufmerksamer Lektüre des Magazins ist mir die von Ihnen angesprochene Wende zu ernsthaftem Klimajournalismus 2019 entgangen. Tatsächlich gibt es mittlerweile (ansonsten würde man sich auch komplett lächerlich machen) aufrüttelnde Artikel über die wirklichen Verhältnisse und nicht mehr nur Verharmlosung. Letztere pflegt der Spiegel nichtsdestotrotz weiterhin fleißig. Vielleicht nicht mehr unmittelbar in Artikeln zu Klimakrise, dafür bei nahezu allen anderen Themen.

Wo immer in anderen Bereichen Konsequenzen gezogen werden müssten, stellt sich der Spiegel taub. Da wird das Heizungsgesetz diskutiert als wäre es ein persönliches Anliegen von Robert Habeck und nicht eine unausweichliche Maßnahme, die durch das naive Vorgehen unglücklicherweise diskreditiert wurde. Offenbar hatte der Minister trotz aller politischen Erfahrung keine Vorstellung davon, welche Widerstände Verbände, Lobbyisten, Journalisten und auch Bürger aufbieten würden, ganz abgesehen vom perfiden Hintertreiben durch die Koalitionspartner. Dachte Habeck denn ernsthaft, die Heizungswende würde mit offenen Armen empfangen. Mag sie inhaltlich auch noch so geboten sein, sie berührt nun einmal Interessen und dann ist da ja noch die ermüdende Parteipolitik, wo die Konkurrenz auf nichts anderes wartet, als Naivität auszuschlachten.

Statt um Inhalte kümmert sich die Politik lieber um persönliche Scharmützel und machtpolitische Winkelzüge. Statt nach einem besseren Weg zu suchen, auf den Pfad der Zukunft einzubiegen, wird monatelang auf Unausgegorenheiten eines Vorschlags eingedroschen, der zumindest in die richtige Richtung weist. Im Resultat verlieren wir nun wertvolle Jahre, denn der Klimawandel, wartet nicht und interessiert sich auch nicht Kompromisse. Statt dessen überweist Deutschland weiterhin fleißig Petro- und Gasdollars an Diktatoren, Scheichs und die zerstörerische Fracking-Industrie als hätte all das nicht tagtäglich schwerwiegende Folgen weit über das Klima hinaus. Was wäre etwa die Hamas ohne Katar, Wladimir Putin ohne Öl- und Gaseinnahmen und Donald Trump ohne die fossilen Konzerne?

Besonders beklagenswert aber ist der Umgang des Spiegel mit der Klimakrise im Reiseressort, der mehr einer Werbeagentur gleicht als journalistischer Betätigung, doch darauf wurde schon hingewiesen.

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