Archiv der Kategorie: Entgendern

Wenn tumbe Männer gegen ihre Alliierten zu Felde ziehen

Sehr geehrter Herr Neukirch, hallo Spiegel-Redaktion,

Drei Sätze aus Ihrem Artikel „Ohne euren Männerhass wäre die Welt noch schönerreichen, um zu sehen, dass Sie argumentativ auf der Stelle treten, anstatt die „Verhältnisse zum Tanzen zu bringen“, wie Sie selbst beanspruchen:

„Besonders schwer haben es Jungen mit Migrationshintergrund. Sie kämpfen mit dem Rassismus von rechts und der Männerverachtung von links. Dass sie häufiger als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die Schule abbrechen und seltener Abitur machen, ist nur folgerichtig.“

Hätten Sie diese noch einmal gelesen und kurz darüber nachgedacht, dann wäre Ihnen vielleicht aufgefallen, dass Sie hier viel mehr als nur das Problem vieler Männer beschrieben haben: Wie sieht es denn für Migrantinnen aus? Noch deutlich schlimmer! Sie (und andere Frauen) ringen oftmals mit den frauenverachtenden Milieus ihrer wie vieler anderer (auch nicht-migrantischer) Familien, dem Sexismus (und Rassismus) bis weit in die Mitte der Gesellschaft und den dessen ungeachtet anwachsenden emanzipatorischen Ansprüchen der postindustriellen Gesellschaft.

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(Ent-)Gendern

Gendern

Umfassendes Gender-Symbol
Umfassendes Gender-Symbol

Die deutsche Sprache privilegiert im überlieferten Gebrauch die männliche Form und ignoriert auf diese Weise die Hälfte der Bevölkerung. Frauen sollen sich davon mit angesprochen fühlen, obwohl genau das sprachlich nicht zum Ausdruck kommt. Das generische Maskulinum ist nicht einfach nur eine etablierte Konvention, sondern es prägt unsere Vorstellungen, die uns beim Lesen und Hören durch den Kopf gehen. Wenn von Ärzten, Bürgern oder Fußballern die Rede ist, haben wir unwillkürlich Männer vor Augen (vgl. Pollatschek 2022a). Im Singular, wenn es für allgemeine Aussagen gebraucht wird, tritt die Wirkung noch stärker zu Tage:

Wenn man krank ist, soll man zum Arzt gehen.

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Sprache als „geistiger Gynocid“

– gegengelesen –

Luise F. Pusch: Das Deutsche als Männersprache.

Luise F. Pusch: Das Deutsche als Männersprache
Luise F. Pusch: Das Deutsche als Männersprache

Seit 1979 kämpft Luise Pusch gegen den „geistigen Gynocid“ (S. 30) durch die deutsche Sprache an. Frauen werden nicht einfach unsichtbar gemacht, sondern einfach nicht mitgedacht, wie Pusch an zahlreichen Beispielen demonstriert, die sie anderen Werken entnimmt, etwa:

Der Leser stelle sich einmal die eigene Person als Erneuerer der Grammatik oder des Wortschatzes vor. Vielleicht kann er in seiner nächsten Umgebung, seiner Mikrowelt, manchmal bescheidenen Erfolg erzielen. Tatsächlich war ihm der wohl schon in seiner Kindheit beschieden. Die Familie hat vielleicht etwas von seinem kindlichen Kauderwelsch in die interne Familiensprache übernommen. Als Erwachsener kann man ähnliche Miniatursiege erringen, wenn man sich mit seiner Frau … auf eine bestimmte Formulierung einigt“. (S. 28)

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