Klima-Angst ist kein Wohlstandsphänomen

Risiko-Index für Bedrohung durch Klimawandel
Risiko-Index für Bedrohung durch Klimawandel

Immer wieder wurde und wird behauptet, die Sorge um den Klimawandel sei ein Wohlstandsphänomen, weil arme Leute größere Propleme hätten als solcherlei scheinbar ferne. So wird sogar in Deutschland für die ärmere Bevölkerung argumentiert, obwohl diese im internationalen Vergleich nicht von absoluter Armut betroffen ist. Eine Studie der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt aber nun, dass insbesondere in Brasilien und Südafrika die Entwicklung als bedrohlich wahrgenommen wird. Weniger Sorge bereitet der Klimawandel ausgerechnet in jenen Ländern, die am meisten zu ihm beitragen: China und USA. Klima-Angst ist kein Wohlstandsphänomen weiterlesen

Temporalisierte Strukturen

– gegengelesen –

Niklas Luhmann: Soziale Systeme (Teil 3)

Niklas Luhmann: Soziale Systeme
Niklas Luhmann: Soziale Systeme

Wir alle hätten gern mehr davon: Zeit! Das galt sicherlich auch für Niklas Luhmann, obwohl er nicht mal genau angeben konnte, worum es sich dabei handelt. Damit allerdings ist er unter denjenigen, die sich mit dem Phänomen näher befasst haben, wahrlich nicht allein. Der kleinste gemeinsame Nenner ist wohl, dass Änderungen vonstatten gehen und es das ist, was wir als Zeit empfinden. Temporalisierte Strukturen weiterlesen

Der reaktionäre Grundmodus der Union

Glyphosat
Glyphosat

Der politische Grundmodus der Union besteht offenbar darin Zugeständnisse zurückzunehmen, sobald man davon ausgehen kann, dass dem Thema nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, verfallen CDU und CSU dann regelmäßig in ein reaktionäres Muster, mit dem sie wahlweise einflussreicher Lobby oder ureigenen Interessen auf die Sprünge helfen. Dabei treten sie schamlos vorherige Vereinbarungen und jegliche demokratische Stimmungslage mit Füßen. Der reaktionäre Grundmodus der Union weiterlesen

Die Religion der anderen ist Aberglauben

– gegengelesen –

Thomas Hobbes: Leviathan (Teil 3)

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes: Leviathan

Das Streben nach Macht zählt Thomas Hobbes ungewöhnlicherweise zu den Sitten, also „denjenigen Eigenschaften der Menschheit, die das Zusammenleben“ betreffen. Unser aller Leben sei unentwegt davon geprägt. Während er diesen menschlichen Wesenszug für unausweichlich hält, erscheint ihm eine andere Sitte, die auch gemeinhin als solche angesehen wird, entbehrlich. Dass Religion großen Einfluss ausübt, zumal zu seiner Zeit, bestreitet Hobbes nicht, allerdings sieht er darin keinen notwendigen Rahmen für das Zusammenleben. Vielmehr hält er sie für ein Produkt der Unkenntnis natürlicher Zusammenhänge. Die Menschen nähmen Zuflucht bei der Vorstellung unsichtbarer Mächte, um sich unverstandene, furchteinflössende Geschehnisse zu erklären. Die Religion der anderen ist Aberglauben weiterlesen

56 Millionen Euro Steuergutschrift für Amazon

Bilanzwerte 2020 von Amazon EU
Bilanzwerte 2020 von Amazon EU

Im Jahr 2020 hat Amazon in der EU 35 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Wieviel Steuern zahlt der Konzern darauf? Keine!

Im Gegenteil: Amazon bekommt von Luxemburg eine Steuergutschrift von 56 Millionen, weil es einen Verlust gemeldet hat. Verlust aber machte Amazon in Europa nur, weil es 12,4 Milliarden Euro ins Ausland außerhalb der EU abführte, von wo es angeblich „Dienstleistungen durch verbundene Unternehmen“, also andere Tochtergesellschaften von Amazon, bezog. Welche? Das wird nicht näher erläutert!

Insgesamt konnte sich Amazon in der EU bereits Steuergutschriften in Höhe von einer Milliarde Euro sichern. Eine Reform des EU-Bilanzrechts sollte diesem Treiben einen Riegel vorschieben. Doch wer verhindert das? Peter Altmaier von der CDU!

56 Millionen Euro Steuergutschrift für Amazon weiterlesen

Selbstbeobachtung und Selbstorganisation

– gegengelesen –

Niklas Luhmann: Organisation und Entscheidung (Teil 3)

Niklas Luhmann: Organisation und Entscheidung
Niklas Luhmann: Organisation und Entscheidung

Damit eine Organisation sich selbst organisieren kann, muss sie sich von ihrer Umwelt abgrenzen. Sie muss festlegen, was zur Organisation gehört und was nicht. Selbstverständlich beruht diese Festlegung schlussendlich wiederum auf einer Entscheidung. Es kann zwar von anderen bestritten werden, dass etwas zu einer bestimmten Organisation gehört, dessen ungeachtet kann diese Organisation dies aber dennoch als zugehörig behandeln und sich so verhalten, als ob es daran gar keine Zweifel gäbe, wie man etwa am Verhalten des russischen Staatsapparats mit der Krimkrise erkennen kann. Ein Streit über die Zugehörigkeit zur einen oder anderen Organisation kann deshalb nur aufgelöst wereden, indem eine Seite seine Ansprüche aufgibt, ansonsten besteht der Konflikt weiter, selbst wenn die Ansprüche schon zuvor völlig ohne Wirkung blieben. Selbstbeobachtung und Selbstorganisation weiterlesen

Das Verlangen nach Macht

– gegengelesen –

Thomas Hobbes: Leviathan (Teil 2)

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes: Leviathan

Einen, wenn nicht den entscheidenden Ausgangspunkt seiner Überlegungen führt Thomas Hobbes in einem Kapitel über Sitten ein – mit dem Titel: „Von der Verschiedenheit der Sitten“ (Kap. 11). Das ist insofern befremdlich, als es weder um Anstandsregeln noch um Gebräuche geht; noch nicht mal die kulturelle Vielfalt, wie sie im Titel des Kapitels durchklingt, spielt eine tragende Rolle. Vielmehr führt Hobbes ohne große Umschweife eine Eigenschaft ein, die seiner Ansicht nach allen Menschen gemeinsam ist. Ein längeres Zitat vom Beginn des Kapitels illustriert den raschen thematischen Übergang von den Sitten zum menschlichen Verlangen und zugleich dessen Herleitung: Das Verlangen nach Macht weiterlesen

Die wirkungsloseste Regierung aller Zeiten

– 10 %..

Plötzlich tritt die Bundesregierung als Vorkämpfer des Klimaschutzes auf und will 10 Prozentpunkte mehr CO2 einsparen. Als wäre es nicht ihr Klimaschutzgesetz gewesen, welches das Verfassungsgericht als unzureichend eingeordnet hat. Mit diesem Gesetz war die Regierung eben nicht als Vorkämpfer aufgefallen, sondern hat wieder einmal nicht mehr getan als man ohnehin zugestehen musste. Verhielt sie sich schon damals wie ein juristisch gut vertretener Verbrecher, der immer genau so viel zugibt, wie ihm nachgewiesen werden kann, so folgt sie nun erneut diesem Muster: Sie bringt Nachbesserungen auf den Weg, die unvermeidlich sind. Die wirkungsloseste Regierung aller Zeiten weiterlesen

System und Umwelt

 – gegengelesen –

Niklas Luhmann: Soziale Systeme (Teil 2)

Niklas Luhmann: Soziale Systeme
Niklas Luhmann: Soziale Systeme

Wo es Systeme gibt, muss es auch eine zugehörige Umwelt geben. Das ist keine große systemtheoretische Neuigkeit, sondern schlicht logisch unumgänglich. Ungleich kniffliger wird es bei der Frage nach der Grenze zwischen System und Umwelt. Im Alltag hält man diese schnell mal für gegeben. Wir glauben zu wissen, wo ein Gegenstand aufhört und wo ein anderer anfängt: Das vor mir ist ein Hund und das drumherum gehört nicht dazu.

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Beginnt Demokratie erst nach der Nominierung?

ZDF-Politbarometer: Kanzlereignung
ZDF-Politbarometer: Eignung als Kanzler:in

Mitte April war laut ZDF-Politbarometer die Mehrheit der Ansicht, dass sich Markus Söder als Kanzler eignen würde. Nicht mal halb so viele Menschen konnten sich das bei Armin Laschet vorstellen. Dennoch wurde letzterer der Kandidat der Union. Anders als bei den Grünen lässt sich das noch nicht einmal mit partei-internen Präferenzen erklären, denn unter Parteimitgliedern von CDU und CSU sprechen sich 84 Prozent für Söder aus gegenüber 43 für Laschet. Wenn die Wahl trotzdem auf den CDU-Vertreter gefallen ist, dann liegt das offensichtlich an den Führungsgremien der Union. Wie viel Demokratie ist aber noch gewährleistet, wenn die Kandidatenauswahl derart fern demokratischer Verhältnisse abläuft? Beginnt Demokratie erst nach der Nominierung? weiterlesen